Es war 2006 wohl in aller Munde: "Nightwish haben ihre Sängerin, Tarja Turunen, gefeuert". Gleichzeitig war es wohl auch das größte Ereignis für die Medien in diesem Jahr. Einige schrieben die Band sofort ab, viele blieben skeptisch wie es jetzt wohl weiter gehen sollte. Die Band nahm sich erstmal eine Auszeit um dann neues Material zu schreiben und sich auf die Suche nach einer neuen Stimme zu machen. Über einen Mangel an Bewerberinnen konnte man sich nicht beklagen, ließ sich jedoch Zeit bis März 2007 um die neue Sängerin, Anette Olzon, der Öffentlichkeit zu präsentieren. All dieser Rummel um die Band ließ schon fast vergessen, dass es hier eigentlich um Musik gehen sollte. Dennoch, waren alle, und ich natürlich auch sehr gespannt, wie das neue Album und natürlich die neue Sängerin klingen würde.
Nachdem ich die beiden Singles, die vor dem Album veröffentlicht wurden, gehört hatte, befürchtete ich schon, das mit "Dark Passion Play" ein zweiter Teil von "Once" erscheinen würde, der sich nur durch die neue Stimme unterscheiden würde. Aber soviel sei vorweggenommen, Nightwish schaffen auf diesem Album einmal mehr, was sie auch auf allen anderen Alben auszeichnete: Das Album klingt eindeutig wie Nightwish, aber der Sound ist trotzdem anders als auf allen früheren Platten und kein Song klingt als hätte man ihn schon mal gehört. Das allein ist schon mehr als viele andere Bands schaffen.
Kommen wir aber zu den Songs. Der Opener ist mit knapp 14 Minuten das längste Nightwish-Stück, das bisher veröffentlicht wurde. Gleichzeitig ist es das wohl epischte Stück der Band mit viel Abwechslung durch verschiedene Abschnitte, die sich musikalisch stark voneinander unterscheiden. Hier findet sich von bombastischen Chören und Orchesterklängen über den Sopran eines Jungen und natürlich den Stimmen beider Leadsänger bis hin zu aggressiven düsteren Gitarrenriffs alles was in rund 14 Minuten unterzubringen war und das Zuhören macht trotz der Länge jedes mal aufs neue Spaß.
Wenn so ein Track als Opener dient, dann wird es meist schwer für ein Album weitere Höhepunkte zu schaffen. So ist es dann auch auf diesem Album, wobei die Band es schafft die Abwechslung und das Niveau auch auf dem restlichen Album zu erhalten. Mit "Bye Bye Beautiful" kommt ein Song, der ein wenig elektronischer Klingt durch den starken Einsatz des Keyboards und die doch sehr regelmäßigen Drums. Sehr interessant ist hier auch der Text der ähnlich wie der des fünften Stücks "Master Passion Greed" einigen Interpretationsspielraum in Richtung der jüngeren Vergangenheit der Band zulässt.
Die folgenden Stücke bewegen sich zumeist entlang eines starken Gitarrenriffs und Anette Olzon darf ihre Stimme präsentieren, die nicht wie man erwartet hätte, ähnliche klassische Tonlagen wie Frau Turunen anschlägt. Im Gegensatz dazu, ist im schon erwähnten "Master Passion Greed", das gleichzeitig wohl auch das härteste Stück des Albums ist, allein die Stimme von Marco Hietala zu hören, der hier wie eigentlich immer eine sehr gute Figur macht.
Ebenfalls hervorzuheben ist ein weiterer Song, in dem nur Herr Hietala zu hören ist und dessen Musik er auch geschrieben hat. "The Islander" ist ein Song, der von Akustikgitarren und Flöten bestimmt wird. Davor erklingt, wie schon gesagt, die tiefe klare Stimme von Marco Hietala, die nur im Refrain mal weibliche Unterstützung bekommt.
Die Krone setzt dieser Platte das Instrumentalstück "The Last Of The Wilds" auf. Das Stück wird durch wenige Streicher geprägt, die mit ein paar metallernen Klängen untermalt sind und zum davon träumen einladen. So geht es in dem Stück rauf und runter, so dass man tatsächlich das Gefühl bekommt irgendwo in der Wildnis zu sitzen und zu lauschen.
Einzig der Mittelteil der Platte schwächelt ein wenig. Zwar sind Songs wie "Sahara" und "Whoever Brings The Night" keinesfalls schlecht oder langweilig, aber irgendwie schaffen sie es nicht mich anzusprechen und so nehme ich sie wenn ich die Scheibe höre meist mehr als Hintergrundmusik war, bevor spätestens "The Islander" meine Aufmerksamkeit wieder voll auf sich zieht.
So ungern ich es auch tue, aber zum Abschluss komme auch ich nicht drum herum noch ein paar Worte zur neuen Stimme der Band zu verlieren. Annette Olzon macht ihre Sache auf diesem Album wirklich gut. Obwohl ihre Stimme nicht so außergewöhnlich ist wie die ihrer Vorgängerin, schafft sie es mich zu überzeugen und dem so bekannten Nightwish-Sound ihren Stempel aufzusetzen. Vor allem in den Balladen "Eva" und "Meadows Of Heaven" zeigt sie, dass sie mit ihrer Stimme Atmosphäre schaffen kann und das sie zu recht die neue Leadsängerin ist.
Jetzt müsste noch eine Zusammenfassung des ganzen folgen, aber ich glaube es ist auch ohne leicht zu verstehen, dass ich der Meinung bin, dass diese Band weiter erfolgreich sein wird und sich mit der neuen Sängerin im Klang zwar verändert, aber ihren Charme doch behalten hat. Ob "Dark Passion Play" nun besser ist als "Once" wage ich nicht zu beurteilen, aber auf jedenfall braucht es sich nicht zu verstecken. Für mich ein Kandidat für das Album des Jahres! Jetzt bin ich nur noch gespannt wie das ganze live klingt. Meine Anspieltipps: The Islander, Last Of The Wilds, Master Passion Greed, 7 Days to the Wolfes ("The Poet And the Pendulum" muss man ganz hören und nicht nur anspielen)
[14.11.2007]